«Kontinuität», aus Erich Schmids Film «Max Bill – das absolute Augenmass»

Zerstörte Bill-Plastik im Arboretum

Die 1887 eingeweihten Quaianlagen, angelegt auf einer aufgeschütteten Fläche von fast 220 000 m2, ermöglichten der Zürcher Bevölkerung den Zugang zum zuvor von Privatgrundstücken verstellten See und öffneten den Blick in die Alpen. Die Grünanlagen am Seeufer dienten immer wieder auch als Ausstellungsgelände. Im Rahmen der Zürcher Kantonalen Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung Züka zeigte der Architekt, Gestalter und Künstler Max Bill 1947 die drei Meter hohe Plastik «Kontinuität» auf einer Wiese des Arboretums, des linksufrigen Kernstücks der Quaianlagen. Der Kunsthistoriker Georg Schmidt war begeistert von Bills Schöpfung: «So ist diese Plastik kontinuierliche Bewegung von innen nach aussen und von aussen nach innen, kontinuierliches Sichöffnen und Sichschliessen.»

Andere empfanden eine Skulptur, die weder einen Menschen noch ein Tier darstellt, als Affront. In der Sechseläutennacht 1948 wurde die «Kontinuität» widerrechtlich und mutwillig zerstört – auf Anregung ausgerechnet des Zunftmeisters und Leiters des Gartenbauamts Roland von Wyss.

Judith Rohrer-Amberg, Gartendenkmalpflegerin Grün Stadt Zürich, führt durch das Arboretum und zeigt, wie die unterdessen intensiv genutzte historische Baumsammlung sorgsam erneuert und in die Zukunft geführt wird. Die Kunsthistorikerin Angela Thomas, die an einer mehrbändigen Biografie zu Max Bills Leben und Werk arbeitet, und Erich Schmid, der dem Künstler einen Dokumentarfilm gewidmet hat, erzählen die Geschichte der «Kontinuität» und zeigen im Arboretum ein Modell der zerstörten Plastik.